AOK kritisiert Bevorzugung von Privatpatienten gegenüber Kassenpatienten
Nach Informationen des „Spiegel“ hat eine Studie ein erschreckendes Bild aufgezeigt. In Deutschland herrscht eine eindeutige Benachteiligung von Patienten, die in einer gesetzlichen Krankenversicherung versichert sind. Die Studie hat ergeben, dass Privatpatienten auf einen Termin beim Facharzt lediglich 19 Tage warten müssen, bei gesetzlich Versicherten sind es sage und schreibe 71 Tage. Damit findet eine inakzeptable Bevorzugung von Versicherten in der PKV gegenüber gesetzlich Krankenversicherten, findet die AOK Rheinland/Hamburg.
AOK testet Wartezeiten bei Fachärzten
Die AOK Rheinland/Hamburg hat im Juni eine Studie durchgeführt, bei der sie 800 Testanrufe bei Fachärzten führte und einen einfachen Untersuchungstermin ohne Notfall erhalten wollte. Im ersten Durchgang wurden die Anrufe als gesetzlich Versicherte geführt, bei einem zweiten späteren Telefongespräch gab man sich schließlich als Privatpatient aus.
Das Ergebnis der Studie zeigt ein Bild, mit dem sich viele Kassenpatienten in Deutschland täglich konfrontiert sehen. Auf eine kardiologische Untersuchung muss ein Kassenpatient demnach im Schnitt 71 Tage warten, ein Privatpatient nur 19 Tage. Noch krasser der Gegensatz beim Radiologen. Hier sind es 46 Tage für Kassenpatienten – sieben Tage dagegen beim PKV-Mitglied.
Fehlende Sanktionen gegen Ärzte kritisiert
Die Untersuchung der AOK Rheinland/Hamburg legt einen krassen Gegensatz zwischen Kassenpatienten und Privatversicherten offen. Gerade Fachärzte bevorzugen die Versicherten der PKV aber nicht ohne Grund – Privatpatienten spülen mehr Geld in die Kassen der Arztpraxen.
Ein Problem, dass die Branche seit längerer Zeit kennt. Allerdings fehlt es an geeigneten Sanktionen gegenüber der Ärzteschaft. Möglich wäre zum Beispiel als letzte Konsequenz ein Entzug der Kassenzulassung. Daher fordern Experten endlich auch die Politik zum Handeln auf, um die ungleiche Behandlung im Wartezimmer zu entschärfen.