TK-Vorstandsvorsitzender: PKV kein Zukunftsmodell
Der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse, Dr. Norbert Klusen, hält die private Krankenversicherung für nicht zukunftsfähig. Als Grund dafür gibt er die übertriebenen Neukunden-Aufwendungen sowie die hohenVerwaltungskosten an. Außerdem liegt die PKV im Bereich der Mitgliedergewinnung deutlich hinter der gesetzlichen Krankenversicherung. 2010 gewann alleine die Techniker Krankenkasse rund 4-Mal soviele Neukunden wie die gesamte private Krankenversicherung.
Klusen: GKV effizienter bei Verwaltungsaufwendungen
Dies sagte er jetzt gegenüber der Presse, in einem Interview. Laut Klusen schneiden die gesetzlichen Krankenkassen bei den Verwaltungskosten deutlich besser ab als die privaten Krankenversicherungen. Zudem betonte der TK-Vorstandsvorsitzende, dass allein die TK-Krankenkasse im Jahr 2010 rund viermal so viele Neumitglieder gewonnen hat wie die Gesamtheit der privaten Krankenversicherer. Aus diesen Argumenten schlussfolgert TK-Vorstandsvorsitzender Klusen, dass die PKV kein Modell für die Zukunft sei. Nach Angaben der TK soll die PKV allein für Verwaltungskosten rund 391 Euro im Jahr statistisch für einen Vollversicherten ausgegeben haben. Die gesetzlichen Krankenversicherungsunternehmen wendeten demgegenüber nur rund 136 Euro pro Vollversicherten an Verwaltungskosten auf, bei der TK sogar nur rund 104 Euro. Lediglich 5,3 Prozent Verwaltungskosten gehen von den Einnahmen in die Verwaltung der TK, so Thomas Thierhoff, Bereichsleiter für den Bereich der Finanzen bei der TK, gegenüber der Presse.
Der Finanzfachmann der TK erläutert, dass seine Krankenkasse die administrativen Abläufe reorganisiert habe und dadurch mehr Produktivität erreicht habe. Diese Investitionen würden sich demnach heute in der niedrigen Verwaltungskostenquote äußern. Gemäß dem Rechenschaftsbericht des PKV-Verbandes schlugen demnach allein im Jahr 2010 rund 2,7 Milliarden Euro allein für die Abschlussaufwendungen zu Buche. Nach Angaben von Klusen zahlen die PKV-Versicherer bis zu 18 Monatsprämien als Abschlussprovisionen. Laut Rechenschaftsbericht wenden die PKV-Unternehmen neben den Kosten für die Abschlussaufwendungen weitere rund 800 Millionen Euro allein für sonstige Verwaltungskosten auf. Demnach geben die PKV-Versicherer rund 10,5 Prozent der Gesamteinnahmen für den Verwaltungsbereich aus. Hinzu kommen die Abschlussgebühren. Damit wenden die PKV-Versicherer rund doppelt soviel für die Verwaltung auf, wie die gesetzlichen Krankenversicherungsunternehmen.
GKV: PKV gewinnt kaum Mitglieder
Die TK weist zudem auf den geringen Zuwachs an Neumitgliedern bei der PKV hin. So wählten im Jahr 2010 nur rund 85000 Menschen das PKV-System, demgegenüber konnte allein die TK-Krankenversicherung im Jahr 2010 rund 339000 Neumitglieder gewinnen. Aus all den vorgetragenen Argumenten ergibt sich für den Vorstandsvorsitzenden der TK-Krankenversicherung keine Zukunftsfähigkeit für die PKV. Dies scheint die Politik inzwischen ähnlich zu beurteilen. So plant die SPD seit Längerem, das System der Bürgerversicherung einzuführen. Im Falle eines Wahlsieges im Jahr 2013 will die SPD das Zwei-Klassen-System der Medizin abschaffen und eine einheitliche Bürgerversicherung mit einheitlichem Honorarsystem schaffen. Danach soll es lediglich für Selbstständige und Beamte eine Quasi-Privatversicherung geben. Alle anderen Versicherten würden demnach unter dem Dach der Bürgerversicherung Platz finden. Ob das System einer Bürgerversicherung allerdings durchgesetzt werden kann, ist fraglich. Neben dem PKV-Verband dürften auch die Pharmahersteller und die Ärztevertreter etwas gegen eine Bürgerversicherung und damit gegen Einkommenseinbußen haben. Das Ende der PKV ist demnach noch Lange nicht in Sicht.