PKV Verband diskutiert über Bürgerversicherung
Die Bürgerversicherung, die von SPD und Grünen gefordert wird, ist in den vergangenen Tagen aufgrund der Diskussion um die Zukunft der PKV wieder in den Vordergrund gerückt. Wie PKV Verbandsvorsitzender Reinhold Schulte in einem Interview mit dem Handelsblatt jedoch verdeutlicht, hätte eine Bürgerversicherung ebenfalls Nachteile und würde den Wettbewerb der Versicherungen deutlich einschränken.
In Deutschland existiert aktuell ein in Europa viel gelobtes System aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung. Versicherte können aktuell zwischen PKV oder GKV wählen und einen entsprechenden Versicherungsschutz erlangen. Vor allem die Beitragsanpassungen 2012 sowie die Diskussion um zu hohe Vermittlerprovisionen haben der privaten Krankenversicherung jedoch geschadet. Auch die Diskussion um eine zeitgemäße Trennung von gesetzlicher und privater Absicherung sorgte für Zweifel bei den Versicherten.
PKV-Verband Chef Schulte: Abschaffung der PKV fördert 2-Klassen Medizin
Jetzt äußerte sich Reinhold Schulte, der Vorsitzende des PKV Verbandes, im Handelsblatt zur privaten Krankenversicherung sowie zur geplanten Bürgerversicherung.
Mit Einführung der Bürgerversicherung würde nicht nur das bisher existierende duale System vernichtet, Versicherte hätte auch keine Wahl mehr, wo und in welcher Form die private Absicherung erfolgen soll.
Vielmehr gäbe es mit ihrer Einführung nur noch ein einziges System, welchem sich alle Bürger unterordnen müssen.
Großbritanien als Negativ-Beispiel
Schulte verweist in diesem Zusammenhang auf Großbritannien, in dem bereits seit Jahren eine Bürgerversicherung die existenzielle Gesundheitsvorsorge bietet. Menschen mit höherem Einkommen könnten hier private Zusatzversicherungen abschließen und so eine verbesserte Behandlung erreichen. Die Zweiklassen-Medizin sei hier besonders ausgeprägt, so der PKV Vorsitzende.
Negative Auswirkungen auf die Lohnnebenkosten
Zudem sollte beachtet werden, dass durch den Wegfall der Beitragsbemessungsgrenze die Versicherungsbeiträge für besser verdienende Angestellte stark steigen, was auch die Kosten für die Arbeitgeber in die Höhe treiben wird. Somit könnten negative Auswirkungen auf die Arbeitsplätze oder die Lohnentwicklung nicht ausgeschlossen werden.
Aufgrund dieser Nachfrage plädieren Verantwortliche der PKV bereits seit längerem für eine Beibehaltung des aktuellen Systems, mit dem die Bürger in Deutschland optimal versorgt werden könnten.
Krankenzusatzversicherung als regulierendes Element
Gesetzlich Versicherte hätten über die zahlreichen Angebote zur Zusatzversicherung gute Möglichkeiten, sich persönlich weitergehend abzusichern und entsprechende Verträge zu schließen. Viele Versicherte, so Schulte, seien ohnehin zufrieden mit ihrer Krankenversicherung.
Weiterhin besteht unbeirrt die positive Tendenz zu einem Wechsel in die private Krankenversicherung, denn auch 2011 hat sich die Zahl der Versicherten deutlich erhöht. Lediglich die seit 2012 erhöhte Versicherungspflichtgrenze habe zu Jahresbeginn dafür gesorgt, dass einige privat Versicherte die Voraussetzungen für eine private Krankenvollversicherung nicht mehr erfüllen und in die GKV zurück wechseln mussten.
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