AOK will Abschaffung der PKV
Jürgen Graalmann, AOK-Chef ht mit seiner Forderung zu einem möglichst baldigen Ende der Privaten Krankenversicherung (PKV) scharfe Reaktionen von Versicherern, FDP und Arbeitgebern erhalten. PKV-Verbandschef Volker Leienbach warf dem AOK-Chef vor, ein Horrorszenario zu entwerfen, das nicht existiere. Leienbach warf Graalmann zudem vor, wettbewerbswidrig zu handeln, da eine öffentliche Krankenkasse einen privatwirtschaftlichen Wettbewerber so offen schlechtreden würde.
PKV: „Üble Entgleisung“
Graalmann habe sich eine „üble Entgleisung“ erlaubt, so der PKV-Verbandschef. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa hatte der AOK-Chef die Politik dazu aufgefordert, die Private Krankenversicherung in ihrer sich heute bietenden Form nicht länger aufrechtzuerhalten. Die Versicherer bekämen nach Auffassung von Graalmann die Probleme nicht mehr unter Kontrolle.
FDP-Gesundheitspolitiker Lanfermann: Unseriöses Vorgehen
Der FDP-Gesundheitspolitiker Heinz Lanfermann sagte gegenüber der dpa, dass er es für unseriös halte, wenn ein ganzer Wirtschaftszweig als bedroht hingestellt werden würde. Auch der Aufsichtsratschef des AOK-Verbandes und zugleich Sozialexperte der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Volker Hansen, sagte gegenüber der dpa, dass die Forderung des AOK-Chefs nicht mit dem Aufsichtsrat des AOK-Bundesverbandes abgestimmt gewesen sei und dass die PKV ein unverzichtbarer Bestandteil im Gesundheitswesen sei.
Jürgen Graalmann hingegen will einen einheitlichen Versicherungsmarkt ohne Barrieren. Ähnlich argumentierte bereits die Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer.
PKV: Situation nicht dramatisch
Die betroffene Branche, die PKV, sieht die Angelegenheit hingegen weniger dramatisch. Versicherer wie die Barmenia oder die DKV sind sich darin einig, Probleme zu lösen, um auch in Zukunft finanziell gut aufgestellt zu sein. Nach Ansicht der PKV-Versicherer weise die PKV einen Nachhaltigkeitsfaktor auf, der der GKV fehle, gemeint sind die Altersrückstellungen. Kostenexplosionen und Beitragserhöhungen gelten branchenintern als mögliches Totenglöckchen der PKV.
Einige Anbieter reagieren bereits auf die zunehmende Kritik und bieten mehr Transparenz oder Garantien für stabile PKV Beiträge im Alter. Dass jedoch auch die gesetzliche Krankenversicherung kein Hort der Glückseligkeit ist, wird ind er Diskussion um die PKV allzu oft übersehen. Auch hier kommt es zu Kostenexplosionen. Lediglich die Kompensation durch Steuergelder hält die Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen stabil.
Lösung für Probleme im Gesundheitswesen: Der dritte Weg?
Einige Experten fordern deshalb bereits einen völlig anderen Weg. Eine Mischung aus privater Krankenversicherung und gesetzlicher Krankenversicherung. Durch ein System, welches mit dem Nachhaltigkeitsfaktor der PKV ausgestattet ist und zugleich für alle Bürger ohne Einschränkung möglich ist, wäre quasi eine Art Fusion aus GKV und PKV.
Angesichts zunehmender demografischer Probleme kann letztlich der Faktor der Nachhaltigkeit das Wucherpfand der PKV sein, welches zumindest den Kern der PKV erhalten lässt. Ob dies jedoch politisch gewollt ist, bleibt in der derzeitigen Diskussion um die Private Krankenversicherung im Dunkeln.
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