CDU/CSU stellt Private Krankenversicherung in Frage
Es hat den Anschein, als sei die Zeit der privaten Krankenversicherung endgültig zu Ende. In der Politik zeigt sich derzeit ein deutlicher Stimmungsumschwung zuungunsten der PKV. Auch in den Medien und sogar in Teilen der Versicherungsbranche selbst wird die private Krankenversicherung als Teil des bestehenden Gesundheitssystems zunehmend kritisiert. Demnach gilt die PKV in ihrer jetzigen Form als nicht mehr zukunftstauglich. Selbst die stärksten Befürworter der PKV, neben der FDP auch die CDU/CSU, stellen das Nebeneinander von gesetzlicher und privater Krankenversicherung nun in Frage.
Wechsel in die PKV bei Verdienst oberhalb der Versicherungspflichtgrenze
Derzeit können alle Personen in die PKV wechseln, die ein Einkommen oberhalb der Versicherungspflichtgrenze von derzeit 50850 Euro erzielen. Der Wechsel in die private Krankenversicherung ist für diesen Personenkreis möglich. Ein umgekehrter Wechsel, also ein Wechsel von der PKV in das gesetzliche Gesundheitssystem, ist hingegen weitaus schwieriger. Derzeit ist ein Wechsel zurück in die gesetzliche Krankenversicherung nur bei Arbeitslosigkeit oder bei Absinken des Einkommens unter die Versicherungspflichtgrenze möglich. Ehepartner und Kinder des PKV-Versicherten können sogar erst dann wechseln, wenn diese unterhalb der Grenze von 400 Euro Einkünfte erzielen. Zudem ist ein Austritt aus der PKV bei Beginn eines Studiums und einem Alter unterhalb von 30 Jahren möglich.
CDU/CSU: Neues Gesundheitskonzept in der Planung
Derzeit arbeitet selbst die Unionsfraktion im Deutschen Bundestags, die bisher ebenso wie die FDP als Verfechter des privaten Krankenversicherungssystems galt, an einem neuen Gesundheitskonzept, welches eine PKV in der bisherigen Form nicht mehr vorsieht. Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn sagte in diesem Zusammenhang: „Das derzeitige Nebeneinander von zwei Systemen ist nur noch historisch zu begründen und hat kaum noch Akzeptanz“.
SPD: Wechselmöglichkeit in beide Systeme als Anreiz für Konkurrenzdruck
Die SPD legte jüngst ein Konzept vor, welches von den bisherigen Plänen einer Bürgerversicherung abweicht. Demnach soll das private Krankenversicherungssystem zwar weiter bestehen bleiben, Versicherte haben aber demnach das Recht zwischen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung hin und her wechseln zu können. Dies soll den Konkurrenzdruck bei den PKV-Unternehmen steigern. Das SPD-Konzept lehnt sich dabei an den Niederlanden an. In Deutschland sind derzeit 8,9 Millionen Personen in der PKV versichert. Demgegenüber sind 85 Prozent der deutschen Bevölkerung gesetzlich versichert.
Viele Privatpatienten aus ärmeren Bevölkerungsgruppen
Viele privat versicherte Personen beschweren sich in letzter Zeit über zum Teil exorbitant hohe Beitragssteigerungen der privaten Krankenversicherer. Insbesondere für ältere Menschen ist die PKV oftmals finanziell nicht mehr zu tragen. Der „Stern“ bezeichnete in einer seiner jüngsten Ausgaben Privatpatienten oftmals als die ärmere Bevölkerungsgruppe. 47, 5 Prozent der Privatpatienten sind demnach Beamte der unteren Gehaltsstufen. Diese verdienen oftmals weniger als der Durchschnitt der gesetzlich Versicherten. Innerhalb der gesetzlichen Krankenkassen können Versicherte derzeit unkompliziert wechseln. So entsteht nach Meinung von Experten ein echter Wettbewerb, der das Gesundheitssystem für die Versicherten attraktiv hält. Dieser Wettbewerb fehle jedoch vielfach in der PKV, so die Experten. Geht es nach der Politik, dürfte die PKV in ihrer bisherigen Form bald Geschichte sein.