Honorarstreitigkeiten: Jetzt streiken auch die Apotheker
Das deutsche Gesundheitswesen kommt aus den negativen Schlagzeilen nicht heraus. Nach dem Honorarstreit der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mit den Kassenärzten ist nun auch der schon seit längerer Zeit schwelende Streit zwischen der Bundesregierung und den Apothekern offen ausgebrochen. Am gestrigen Mittwoch, 12.09.2012, haben erstmals rund 4000 Apotheken in drei Bundesländern ihre Drohungen wahr und ihrem Ärger über das mangelnde Entgegenkommen der Gegenseite mit einem Warnstreik Luft gemacht. Besonders stark waren Apotheken in Baden Württemberg betroffen.
Warnstreik der Apotheken trifft Kunden hart
Bei dem in Baden Württemberg, dem Saarland und Rheinland-Pfalz durchgeführten Warnstreik der Apotheker soll es sich nach Informationen aus Fachkreisen um die größte Protestaktion innerhalb der Branche seit gut zehn Jahren handeln. Insgesamt blieb mehr als 10.000 Kunden der Zutritt zu den meisten Apotheken verwehrt, Beratungen und Medikamentenausgabe wurden in vielen Fällen nur über die sogenannte Notdienstklappe durchgeführt. Andere Apotheken ließen Ihre Kunden zwar herein, diese mussten sich jedoch auf lange Wartezeiten und eingeschränkten Service einstellen. Insgesamt waren von den Warnstreiks über 100.000 Kunden betroffen.
Warnstreik der Apotheker keine Überraschung
Der Warnstreik der bundesdeutschen Apotheker überrascht Experten nicht: Seit 2004 waren ihre Honorare nicht mehr erhöht worden, andererseits stiegen Pacht- und Mietkosten, Medikamentenpreise sowie die Ausgaben für Löhne und Gehälter stetig an. Nach Aussage des Vizepräsidenten des Landesapothekerverbandes, Wolf Kümmel, hätten sich die Apotheker den Schritt, tatsächlich einen Warnstreik durchzuführen, nicht leicht gemacht. Der Konflikt zwischen Apothekern und der Bundesregierung habe sich zuletzt jedoch dermaßen zugespitzt, dass den Apothekern kein anderer Weg mehr zur Verfügung gestanden habe.
Apotheken gegen Bundesregierung: Keine Annäherung in Sicht
Zwar blieb in den betroffenen Bundesländern keine einzige Apotheke komplett geschlossen, das Signal der Apotheker sollte dennoch bundesweit verstanden werden. Denn die Kluft zwischen den Forderungen der Apotheker und der Bereitschaft der Bundesregierung, ihnen entgegenzukommen, könnte größer nicht sein. Die Apotheker fordern eine Erhöhung ihres fixen Honorars pro verkaufter Medikamentenpackung von einem Euro, die Bundesregierung hält hingegen 25 Cent pro verkauftem Medikament für mehr als angemessen. Ein Angebot, das von den Apothekerverbänden scharf zurückgewiesen wird. Eine Annäherung der beiden Streitparteien ist also auch auf Dauer wohl nicht in Sicht.
Honorarstreit: Erst die Kassenärzte, nun die Apotheker
Wie bereits Anfang des Monats an dieser Stelle berichtet, hatten die deutschen Kassenärzte in ihrem Honorarstreit mit den gesetzlichen Krankenversicherungen ebenfalls mit Warnstreik gedroht. Ebenso wie die Apotheker beklagen die Kassenärzte die in den letzten Jahren stark angestiegenen Kosten für ihre Praxen, Behandlungsmethoden und ihr Personal, welche nicht mit steigenden Honoraren gegenfinanziert würden. Durch ihren gestrigen Warnstreik haben die Apotheker nun innerhalb des deutschen Gesundheitswesens sozusagen eine zweite Front eröffnet. Auch in der Öffentlichkeit wird inzwischen der Handlungsbedarf von staatlichen Stellen zur Verbesserung des Gesundheitswesens immer stärker wahrgenommen.
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