PKV vs GKV: kürzere Wartezeiten für privat Versicherte
GKV-Versicherte müssen deutlich länger auf Arzttermine warten als Privatversicherte. Dies berichtet jetzt die WAZ-Gruppe. Demnach müssen GKV-Versicherte rund 23 Tage länger auf einen Arzttermin warten als PKV-Versicherte. Kassenpatienten müssen sich demnach mit deutlich längeren Wartezeiten abfinden. Hinzu kommen Zuzahlungen für Medikamente und die Praxisgebühr, die in der privaten Krankenversicherung nicht anfallen.
Umfrage: 350 Facharztpraxen angerufen
Facharzttermine werden nach den Ergebnissen der WAZ-Umfrage vorzugsweise an PKV-Versicherte vergeben. In einer von der ehemaligen NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn (Bündnis 90/Die Grünen) und der Abgeordneten Maria Klein-Schmeink (ebenfalls Bündnis 90/Die Grünen) durchgeführten Telefonumfrage ergab sich demnach ein Unterschied in der Wartezeit von rund 23 Tagen. Insgesamt riefen beide Abgeordnete etwa 350 Facharztpraxen an. Die Anruferinnen stellten sich dabei einmal als Privatpatient und einmal als GKV-Versicherter vor.
Große regionale Unterschiede
Das Ergebnis ergab nun den Unterschied von durchschnittlich 23 Tagen Unterschied hinsichtlich der Wartezeit. Die größte Wartezeit stellten die Testanrufer bei der auf NRW beschränkten Umfrage in Bonn fest. Dort beträgt die Wartezeit rund 45 Tage. In Wuppertal hingegen mussten GKV-Versicherte lediglich 10 Tage länger auf einen Facharzttermin warten als PKV-Versicherte. In Köln betrug die Wartezeit 41 Tage und in Aachen 33 Tage. Besonders hervorzuheben ist die Facharztgruppe der Kardiologen. Hier betrug der Unterschied in der Wartezeit zugunsten der Privatversicherten 38 Tage. Die geringsten Unterschiede wurden bei den Orthopäden festgestellt. Dort betrug der Unterschied lediglich 12 Tage. Bei Augenärzten betrug der Unterschied 19 Tage. Die beiden Grünen-Abgeordneten kritisieren die Vorgehensweise der Ärzte. Aufgrund der höheren Honorierung würden die Fachärzte die PKV-Patienten bevorzugen, so die Abgeordneten.
Grüne: Bürgerversicherung bevorzugt
Die Grünen sprechen sich unisono für die Einrichtung der Bürgerversicherung aus. Dies insbesondere angesichts der nun auch in der Telefonumfrage festgestellten Unterschiede hinsichtlich der Wartezeiten. Damit würde nach Meinung der Grünen die Zweiklassenmedizin der Vergangenheit angehören. Gesetzlich Versicherte werden hinsichtlich einer bevorzugten Behandlung seitens der Fachärzte demnach benachteiligt. Privatpatienten hingegen genießen somit nachgewiesenermaßen die Vorteile einer bevorzugten Behandlung. Die Telefonumfrage der Abgeordneten kann jedoch nicht als repräsentativ angesehen werden. Einmal bezieht sich die Umfrage nur auf ein Bundesland, zum anderen stellen sich bereits regionale Unterschiede besonders markant dar. Der Trend scheint dem Ergebnis der Umfrage jedoch recht zu geben. Nicht umsonst wirbt die Private Krankenversicherung genau mit dem Argument der kürzeren Wartezeit. Insofern dürfte die Telefonumfrage der PKV- eigenen Sichtweise recht geben. Einerseits stellt die längere Wartezeit für GKV-Versicherte ein Argument für die PKV dar, anderseits spielt sie jedoch auch den Befürwortern der Bürgerversicherung in die Hände, die eine Zweiklassenmedizin beklagen.