Private Krankenversicherung: Rückhalt in der Politik schwindet
Die Private Krankenversicherung erfährt in den Reihen der Politik immer weniger Rückhalt. Einzig die FDP steht zum Modell der Dualität im Gesundheitswesen. Ist die Bürgerversicherung damit unausweichlich oder hat die Private Krankenversicherung nach zahlreichen Reformen doch ihre Existenzberechtigung?
FDP steht zur PKV
Die Zahl der Politiker, die einen Fortbestand der privaten Krankenversicherung befürworten nimmt stetig ab. Nicht nur innerhalb der Opposition im Deutschen Bundestag, sondern auch innerhalb der CDU/CSU schwindet der Rückhalt stetig. Einzig die FDP steht zum Modell der PKV-Vollversicherung. Das Problem ist, dass die FDP in aktuellen Umfragen im nächsten Bundestag nicht mehr vertreten wäre und demnach auf den Fortbestand der PKV keinen Einfluss nehmen könnte.
Jens Spahn: Ende der PKV bis zum Jahr 2020
Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsbundestagsfraktion, Jens Spahn, erklärte kürzlich im ZDF-Magazin „Frontal 21“, dass dieser das Ende der PKV bis zum Jahr 2020 prognostiziere. Dennoch „wolle auch die Union keine Einheits-AOK“, so Spahn. Derzeit macht die Vollversicherung innerhalb der PKV rund 72 Prozent des Geschäftsanteils innerhalb der PKV-Branche aus, dennoch wollen auch immer mehr private Krankenversicherer selbst weg vom Modell der Vollversicherung, möglicherweise als Vorwegnahme der zukünftigen Entwicklung.
Private Krankenversicherer: Abschaffung der PKV nicht ungelegen?
Der Allianz Krankenversicherung, dem Generali-Konzern und der Münchener Re wird nachgesagt, dass diese insgeheim ebenfalls eine Abschaffung der PKV-Vollversicherung präferieren würden. Als Grund wird insbesondere die steigende Anzahl an Nichtzahlern im Zuge der Einführung von Billigtarifen genannt. Insbesondere die Central Krankenversicherung, die eine Tochter des Generali Konzerns ist, hatte durch die Einführung von Billigtarifen viele Nichtzahler verursacht und musste deshalb die Beiträge für das Jahr 2012 in einigen Tarifen um bis zu 40 Prozent anheben. Gesundheitsminister Daniel Bahr befürwortet indes auch weiterhin das Bestehen der privaten Krankenversicherung. Er sagte aber ebenfalls, dass es in der PKV nicht so bleiben könne, wie es derzeit ist.
PKV-Verband: Ärger mit den Menschen
Demgegenüber warnte Reinhold Schulte, Vorsitzender des PKV-Verbandes, vor einer Abschaffung der PKV-Vollversicherung. Seiner Meinung nach würde eine wie auch immer zusammengesetzte Bundesregierung bei der Umstellung auf die Bürgerversicherung „riesige Probleme mit den Menschen bekommen“. Schulte verweist zudem darauf, dass die Private Krankenversicherung hinsichtlich der Geschäftsentwicklungen stetig zugenommen habe und dass die Bürger die PKV gerne in Anspruch nehmen würden, wenn diese die Möglichkeit dazu hätten.
Thomas Drabinski: Geschäftsentwicklung der PKV für 2012 geschmälert
Der Gesundheitsökonom Thomas Drabinski hingegen sieht angesichts der bereits jetzt auferlegten Auflagen seitens der Politik die Geschäftsentwicklung für das laufende Jahr geschmälert. So sind durch die Deckelung der Provisionen auf maximal neun Monatsbeiträge die Anreize der Makler für die Vermittlung von PKV-Policen verringert worden. Auch die Diskussion über die Bürgerversicherung würde die Unsicherheit bei den Bürgern steigern und zu einer Verringerung der Umsätze führen, so Drabinski weiter. Einige Anbieter scheinen die Diskussionen der Politik und der Experten dazu zu nutzen, sich bereits auf die neue Situation einzustellen. So plant beispielsweise die Allianz Krankenversicherung dem Vernehmen nach die Umstellung vorzugsweise auf private Krankenzusatzversicherungen. In dieser Branche sei das Wachstumspotential noch groß, so die Allianz.