Private Krankenversicherung Tarife für Nichtzahler geplant
Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der privat Versicherten, die ihre Beiträge nicht mehr bezahlen können, nahezu verdoppelt. Dies führt zu hohen finanziellen Verlusten bei den betroffenen privaten Krankenversicherungen und gleichzeitig zu notwendigen Beitragserhöhungen, die alle Versicherten gleichermaßen finanzieren müssen. Ein Spezialtarif für Nichtzahler bzw. Beitragspreller soll künftig helfen.
Seit 2009 gilt in Deutschland eine gesetzliche Krankenversicherungspflicht. Seither ist es den privaten Versicherern nicht mehr möglich, Versicherungsverträge zu kündigen und die Betroffenen in die gesetzliche Krankenversicherung zu überweisen. Dies gilt selbst dann, wenn Versicherte ihre KV-Beiträge nicht oder nicht in vollem Umfang bezahlen.
Beitragserhöhung 2012 auch wegen Nichtzahler in der PKV
Die Folgen der gestiegenen Zahl an sogenannten Nichtzahlern und Beitragsprellern zeigen sich in den hohen Ausfällen der PKV. Wie die Debeka mitteilte, mussten die privaten Versicherer allein im dritten Quartal 2011 einen Verlust von 554 Millionen Euro hinnehmen, da insgesamt 142.800 Versicherte ihre Beiträge nicht mehr entrichten. Dieser Verlust jedoch kann kaum anderweitig kompensiert werden, weshalb viele Versicherer wie die Central Krankenversicherung oder die ARAG Krankenversicherung ab Januar 2012 ihre Beiträge drastisch anheben müssen. Einzelne Tarife, insbesondere Einsteigertarife, müssen gar um bis zu 40 Prozent erhöht werden.
PKV Billigtarife sind hausgemachte Probleme der Versicherer
Das aktuelle Problem der privaten Krankenversicherer ist zum Teil selbst verschuldet. So wurden in der Vergangenheit aus Wettbewerbsgründen günstige private Krankenversicherungstarife angeboten, die sehr knapp kalkuliert waren und den Versicherten die privatärztliche Behandlung zum kleinen Preis versprachen. Insbesondere Kleinunternehmer, aber auch Existenzgründer haben sich daher aus Kostengründen für die günstigere private Krankenversicherung entschieden. Die steigenden Ausgaben für das Gesundheitswesen sowie die steigenden Zahlungsausfälle sorgen jetzt in diesen Tarifen für enorm hohe Verluste, die lediglich durch Beitragserhöhungen 2012 aufgefangen werden können.
PKV plant Not-Tarif für Versicherte mit Beitragsrückstand
Um zumindest in der Zukunft derartige Probleme vermeiden zu können, plant die PKV jetzt die Einführung eines speziellen Tarifs für Nichtzahler. Der eigentlich für Menschen mit finanziellen Problemen geschaffene Basistarif der PKV konnte ausbleibende Beitragszahlungen nicht verhindern, da auch für diesen Tarif je nach Angebot zwischen 350 – 500 Euro Versicherungsbeitrag anfallen, die in finanziellen Notlagen kaum bezahlt werden können. Versicherte, die ihre Beiträge über einen längeren Zeitraum nicht mehr finanzieren können, sollen deshalb künftig in diesen neuen Tarif wechseln. Er bietet Mini-Beiträge, die so auch bei finanziellen Problemen zu finanzieren sind. Im Gegenzug erhalten Versicherte allerdings nur eine Notfallversorgung. Ob dieser neue Tarif kommt, wurde noch nicht beschlossen. Die privaten Krankenversicherer stehen derzeit in Verhandlungen mit Bundesministerien und gehen von einer baldigen Einigung aus.